Rückenschmerzen

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden der Bevölkerung Deutschlands.
Differenzieren lassen sich spezifische und unspezifische Rückenschmerzen. Zu den ernsten spezifischen Rückenschmerzen zählen (ca. 1 % aller Kreuzschmerzen): Rückenmarkskompression, Cauda-equina-Syndrom, Tumore, Metastase, Infektionen und Frakturen. Dies sind Notfälle und bedürfen direkter ärztlicher Abklärung. Weitere spezifische Rückenschmerzen (ca. 2 % aller Kreuzschmerzen) sind radikuläre Symptomatiken (z.B. Bandscheibenvorfälle) mit Ausstrahlungen, Sensibilitätsstörungen und motorischen Ausfällen. Davon benötigen nur 5-10 % eine OP. Die übrigen Rückenschmerzen sind unspezifisch, machen 95-98 % aller Kreuzschmerzen aus und sind keine „ernsthaften“ Fälle. Hier sind verschiedene Ursachen möglich: Muskulatur, Facettengelenke, Bandbeschwerden und seltener ISG-Beschwerden. Damit einhergehend treten weitere Erkrankungen auf wie u.a.: Schmerzen im oberen Rücken, Migräne und Kopfschmerzen, Schlafstörungen, zerebrovaskuläre und kardiovaskuläre Erkrankungen, Depressionen, vitale Erschöpfung, Angststörung, posttraumatisches Belastungssyndrom.

Daten und Fakten über „Kreuzschmerzen“ in Deutschland

  • Kreuzschmerzen führen seit Jahren die Statistik der Anlässe für Arbeitsunfähigkeit und medizinische Rehabilitation
  • zweithäufigste Ursache für vorzeitige Berentung wegen verminderter Erwerbsfähigkeit
  • 30 % der Hausarztbesuche wegen Kreuzschmerzen
  • Kosten für nicht spezifische Kreuzschmerzen: 3,6 Milliarden Euro (im Jahr 2008, durch Ausfall der Arbeitsleistung)
  • Anstieg der Prävalenz von 4,4 % auf 4,8 % (2010-2014)

Quellen

 

Als „Kreuzschmerzen“ sind unterschiedlich starke Schmerzen zu verstehen: Dumpf, permanent bis hin zu einem plötzlichen, scharfen Schmerz als abrupte Folge eines Unfalls oder beim Heben von etwas Schwerem sowie sich im Laufe der Zeit sich entwickelnd als Folge degenerativer Veränderungen der Wirbelsäule. Bei vielen Menschen bleiben Kreuzschmerzen länger als 3 Monate bestehen (chronische Schmerzen). Bei etwa 20 % bleiben chronische Rückenschmerzen länger als ein Jahr bestehen. Dabei spielen somatische, psychische und soziale Faktoren eine Rolle.

 

Yoga lindert mittelschwere bis schwere chronische Rückenschmerzen

Jüngste Studien bei Menschen mit leichten bis mittelschweren chronischen Rückenschmerzen deuten darauf hin, dass eine sorgfältige angepasste Yoga-Praxis positiv dazu beitragen kann, Schmerzen zu lindern und die Geh- und Bewegungsfähigkeit insgesamt zu verbessern.
Yoga stammt aus der alten indischen Philosophie. So wie es heute praktiziert wird, kombiniert es typischerweise Körperhaltungen, Atemtechniken und Meditation oder Entspannung. Die meisten Yoga-Studien wurden mit Menschen aus der Mittelschicht und einem weißen Hintergrund durchgeführt. Menschen, die aus wirtschaftlich benachteiligten Gemeinschaften stammen, sind jedoch überproportional von chronischen Rückenschmerzen betroffen.
Um zu untersuchen, ob Yoga hilft, Schmerzen zu lindern und die Bewegung von Menschen aus unterversorgten Gemeinden verbessern kann, untersuchte ein Team unter Leitung von Dr. Robert Saper an der Boston University School of Medicine und dem Boston Medical Center 320 überwiegend einkommensschwache, bi- oder multinationale Erwachsene mit mittelschweren bis schweren chronischen Rückenschmerzen. Die Forscher wollten damit beurteilen, ob eine Behandlung mit Yoga genauso wirksam wie eine physiotherapeutische Behandlung ist. Die Studie wurde vom National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH) des NIH finanziert. Die Ergebnisse wurden am 20. Juni 2017 online in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht.
Die Teilnehmer:innen wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Behandlungsgruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt 12 wöchentliche Yoga-Kurse, die speziell für Menschen mit chronischen Rückenschmerzen entwickelt wurden; einer erhielt 15 Physiotherapiebesuche über 12 Wochen; und man erhielt ein Aufklärungsbuch und Newsletter über Selbstfürsorge bei chronischen Rückenschmerzen. Die Forscher verfolgten die Teilnehmer dann für eine weitere 40-wöchige Erhaltungsphase. Während dieser Phase wurden die Personen in den Yoga- und Physiotherapie-Gruppen nach dem Zufallsprinzip zugewiesen, entweder zu Hause oder mit einem Fachmann weiter zu üben – bei Yogakursen oder Physiotherapiesitzungen.
Die Forscher fanden heraus, dass alle drei Gruppen über eine Verbesserung der körperlichen Funktion und Schmerzlinderung berichteten. Bei den Menschen in den Yoga- und Physiotherapie-Behandlungsgruppen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Einnahme von Schmerzmitteln nach einem Jahr abbrachen, signifikant höher als bei denen in der reinen Bildungsgruppe. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein strukturiertes Yoga-Programm für Menschen mit chronischen Rückenschmerzen eine sinnvolle Alternative zur Physiotherapie sein kann.
"Es gibt jetzt eine Reihe von Studien, einschließlich unserer, die zeigen, dass Yoga bei chronischen Rückenschmerzen wirksam ist, aber bis zu unserer Studie umfassten diese Studien hauptsächlich weiße Personen und Personen aus der Mittelschicht", erklärt Saper. "Chronische Rückenschmerzen betreffen unverhältnismäßig stark diejenigen, die wirtschaftlich benachteiligt sind. Daher halten wir es für wichtig zu testen, ob das Yoga von einer wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerung gut angenommen wird und ob es effektiv ist." - von Tianna Hicklin, Ph.D.

Quelle (übersetzt & gekürzt)

Weitere Artikel zu diesem Thema

Rückenschmerzen
Diese Website verwendet Cookies
Diese Website verwendet lediglich Cookies, die für den Betrieb dieser Site essenziell sind, sie können nicht deaktiviert werden. Es kommen keine sogenannten "Tracking- oder Social-Cookies" zum Einsatz.